DSGVO-Kuriositätenkabinett Teil 3

Lange ist es her seit dem letzten Beitrag zum Kuriositätenkabinett. Doch das Internet ist nicht untätig gewesen und bringt jeden Tag fantastische neue Stilblüten des DSGVO-Missbrauchs hervor. Und so gibt es nun endlich mal wieder eine Möglichkeit, den eigenen Puls unkompliziert in die Höhe zu treiben. Also ran an die Halsschlagader!

Eines schönes Frühlingsmorgens – du klickst dich unbedarft durch die Gegend, Cookie-Banner schocken dich schon lange nicht mehr, kurzer Klick auf „nicht akzeptieren“ und der Drops ist gelutscht… Ja Moin! Wie schön, dass nur ein „Alle akzeptieren“ zur Verfügung steht. Die Möglichkeit, sich gegen Zahlung von Schutzgeld des Trackings zu entledigen, ist leider eine schon länger in die Mode gekommene Seuche, Heise, Süddeutsche und Zeit gehen da mit bestem Beispiel voran.

So weit so schlecht, witzigerweise kann man bei der Box nach unten scrollen und bekommt lustige Auswahlschieber angezeigt:

Nebenbei mit einem ganz tollen Antipattern: „Off“ ist rechts, „On“ links, aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein. Schieben wir also lustig unsere Slider durch die Gegend, klicken auf „Speichern“ und sind dann doch mit der Seite versöhnt. Achso – einen Button zum Speichern gibt es nicht. Wir können zwar Regler schieben, aber Speichern lässt man uns nicht. Kurz schlucken und den persönlichen Gernot Hassknecht unterdrücken. Aber vielleicht hilft uns ja der „Erweiterte Einstellungen“-Button weiter…? Vielleicht…?

Wie schön – eine weitere Sliderwüste mit Antipattern. Und ein „Alle akzeptieren“-Button. JA OB IHR LACK IM WASSER HABT???“ Sorry. geht wieder.

Aber ihr wollt bestimmt wissen, was der Cookie-Link bringt, oder? Oder??

Ja Moin! „Chef, wie viele Cookies brauchen wir zum Betrieb einer Website?“ – „Ja.“

Schön auch, dass der Typ einiger Cookies „unbekannt“ und der Anbieter „unknown“ ist. Aber sonst habt ihr eure Seite im Griff? Auch gut, dass wir gleich 5 Cookies mit Test-Inhalt haben. The more, the marrier.

Aber die Datenschutzerklärung bringt da doch bestimmt Licht ins Dunkle!

„Chef, Welche Arten Daten verarbeiten wir?“ – „Ja.“ – „ok, lass uns einfach alles mit aufnehmen. Und auch gleich „Nutzer“ als betroffene Personen schreiben, da kann uns niemand was. Ein Geniestreich! Ach und lass uns auch gleich alle Zwecke nennen, die uns einfallen.“ – „ja geil!“

„Chef, was ist denn nun die Rechtsgrundlage?“ – „Ja.“ – „ok, ich nehme alles außer die für Polizei und Rettungskräfte, das würde auffallen“ – „geil, du bist n Genie!“

„ach Chef und wo wir grad beim Schwurbeln sind. An wen geben wir denn Daten weiter?“ – „ach schreib irgendwas maximal unspezifisches“ – „kein Ding, Chef, ist geritzt. Wir schreiben einfach, dass wir vielleicht Daten an irgendjemanden weitergeben, vielleicht aber auch nicht. Ich bring dir locker 10 Konjunktive in drei Sätzen unter“ – „easy, Karl, bist ne Keule.“

Ok, raus aus der Schnappatmung. Ist es denn wirklick so dramatisch? Ziehen wir uns halt mal die digitalen Latexhandschuhe (Pornomodus) an und gucken, was wirklich passiert:

End vom Lied: von Extern wird offenbar nur consentmanager.net eingebunden und es werden drei Cookies gesetzt. Warum also der ganze Aufriss?

TL;DR

  • Wer nur einen „alle akzeptieren“-Button bereitstellt, kann sich die individuelle Cookie-Einstellung auch sparen, da sie bewusst irreführt
  • Wer alle Cookies auflistet, sollte wenigstens klären, wofür sie sind
  • Deutlich mehr Cookies zu listen als tatsächlich benötigt werden, ist eine bewusste Täuschung des Verbrauchers.
  • Eine derart verschwommene Datenschutzerklärung ist ebenfalls eine bewusste Täuschung. Hier wird eine Art Generalvollmacht zum Verarbeiten aller beliebigen Daten und zur Weitergabe an beliebige Empfänger eingeholt. Insbesondere wenn dazu Art. 6 Nr. 1 lit. a DSGVO als Rechtsgrundlage herangezogen wird ohne dass der Nutzer tatsächlich explizit seine Einwilligung gibt, ist die Datenschutzerklärung grundsätzlich nicht mehr mit der DSGVO vereinbar und gehört abgemahnt.

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